Hütte

Kirchenrat-Doerfler-Hütte Wendelstein

Bei der Mittelstation der Wendelstein-Zahnradbahn, auf der Mitteralm, liegt unsere Berghütte. Informationen und Buchungsmöglichkeiten gibt Heiner Orlamünder bekannt.

Tel.: +49 89 98 17 16

„Traumkulisse bei Traumwetter – Hüttengottesdienst 2023!“

Die Hitzewelle machte eine gnädige Pause für die Wanderer, die zum Hüttengottesdienst zur Mitteralm am Wendelstein aufstiegen. Als dann die Bahnfahrer auch angekommen waren, übernahm es die Sonne wieder, einen Sommertag zu gestalten. Begleitet von der Bläsergruppe, die durch Gastbläserinnen und -bläser verstärkt wurde, gestaltete Pfarrer i.R. Volker Herbert mit dem kath. Pastoralreferenten Andreas Schmidt einen stimmungsvollen Hüttengottesdienst. Die Gemeinde feierte den Gottesdienst im großen Halbkreis, die neugierigen Kühe des Mail-Bauern mittendrin und mit klingenden Glocken! Abgerundet wurde der Samstag mit der traditionellen Brotzeit an der Hütte, bevor sich die Besucher und Besucherinnen auf den Weg zur Bahn, auf den Gipfel oder zurück ins Tal nach Brannenburg machten. Mit dem hoffnungsvollen Gruß “und nächstes Jahr beim Hüttengottesdienst…” fand ein schöner Tag seinen Abschluss.

Die Geschichte der Hütte von Dreieinigkeit:

1957 – 2017: 60 Jahre Kirchenrat-Doerfler-Hütte

In den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es im evangelischen Bogenhausen jährlich 150 Konfirmanden, es hatte kaum jemand einen Fernseher, vom Auto ganz zu schweigen, man fuhr noch nicht in allen Schulferien rund um die Welt, die Jugend traf sich im neu errichteten Gemeindehaus und im Kirchgarten.
Auf Dauer gesehen genügte das aber nicht, es wurde ein weiteres Freizeitangebot gesucht.

Kirchenrat Karl Doerfler (1906 – 1968), der die Gemeinde von 1953 bis 1966 leitete, gelang es, für die Jugend der Dreieinigkeitsgemeinde eine Hütte im Wendelsteingebiet von privater Hand zu pachten.
Am 20. Februar 1957 war die erste Besichtigung der Hütte auf der Mitterer Alpe; die gesamte Mannschaft des Pfarramtes nahm daran teil und war begeistert.

Es wurde geputzt und alles so hergerichtet, dass der Jugendbetrieb aufgenommen werden konnte. Am 20. April 1957 war es soweit, die erste Freizeit! Der Singkreis durfte die Hütte einweihen. Bereits in der Woche danach fanden Freizeiten für Konfirmandinnen und Konfirmanden statt, getrennt natürlich nach Geschlecht und Sprengel. Die Pfarrer Karl Doerfler und Gerhard Seifert, Stadtvikar Theo Glaser und Gemeindehelferin Brigitte Bunzel waren als Leitung schwer im Einsatz. Man fuhr mit der Bahn nach Brannenburg und wagte den Aufstieg.

Die Jugendhütte erfreute sich großer Beliebtheit – auch damals schon. Vikare, Gemeindehelferinnen und Pfarrer kamen gern auf den Berg, entweder zu Fuß oder mit der Wendelsteinbahn, die damals noch in Brannenburg am Bahnhof der Bundesbahn abfuhr und in kurzer Entfernung zur Hütte die Haltestelle „Mitteralm“ hat.

Um die Verpflegung sicher zu stellen, fuhr immer jemand zum Kochen mit: Frau Weinbauer und Frau Wittmann, die vielen noch in bester Erinnerung sind. In Brannenburg erklärte sich ein Lebensmittelladen bereit, auf Bestellung alles zu liefern, was so gebraucht wurde: Vom Brot über Butter und Fleisch bis zum Toilettenpapier und Spülmittel, alles kam pünktlich mit der Wendelsteinbahn auf den Berg. Alles, auch das Heizmaterial: Es wurde mit Braunkohlebriketts geheizt! Der Abfall war fürchterlich. Der Transport ebenfalls – und teuer: Die Wendelsteinbahn musste jedes Mal einen Güterwagen anhängen und wir mussten genügend Kräfte bereitstellen um die Kohlepakete von der Bahnstation zur Hütte zu tragen. Trotzdem hat es Spaß gemacht.

In den Anfangsjahren litt die Hütte unter chronischem finanziellem Defizit, die Gemeinde musste kräftig zuschießen. Der Kirchenvorstand überlegte daher, die Hütte aufzugeben.

Nach Kirchenrat Doerflers frühem Tod 1968 hatte Theodor Glaser, mittlerweile der Inhaber der 1. Pfarrstelle an Dreieinigkeit, die rettende Idee, der Hütte den Namen Kirchenrat Doerflers zu geben; das hinderte den Kirchenvorstand an der Aufgabe.

1974 starb Frau Dr. Kapf, Tochter des Wendelsteinbahn-Erbauers und Eigentümerin der Hütte. Die Erben wollten die Hütte verkaufen, der Kirchengemeinde fehlte das Geld.
Die Eheleute Dr. Dolf (1918 – 2016) und Irmingard (1923 – 2014) Hamburger, er im Kirchenvorstand von Dreieinigkeit und sie im Pfarrgemeinderat von Heilig Blut, wussten von ihren Kindern, welches Juwel die Hütte ist; es sollte nicht verloren gehen. Kurz entschlossen haben sie die Hütte gekauft um sie der Jugend zu erhalten, mit der Auflage, dass sie künftig der Jugend beider Bogenhauser Gemeinden zur Verfügung steht.

Die Verwaltung erfolgt seit 1974 und bis heute durch ein neunköpfiges Gremium, bestehend aus vier Mitgliedern von Heilig Blut und fünf Mitgliedern von Dreieinigkeit. Das Hüttengremium muss dem Kirchenvorstand von Dreieinigkeit jährlich Bericht erstatten und Rechnung legen.

1983 hat die Gemeinde Dreieinigkeit die Hütte von der Familie Hamburger gekauft.

Es hat sich in den Jahren einiges geändert: Die Hütte trägt sich finanziell mit einem festen Zuschuss beider Gemeinden, der Lebensmittelladen wurde zweimal gewechselt, da die Besitzer den Laden aufgegeben haben; wir heizen mittlerweile mit Holzbriketts, das ist eine saubere Angelegenheit und schont die Umwelt, die Transporte der Lebensmittel übernimmt weiterhin die Wendelsteinbahn, Transporte von Holz und anderen Materialien werden erfreulicherweise von unserem Nachbarn, dem Mailbauern, erledigt; er entsorgt auch den Inhalt unserer Grube in der Kläranlage von Degerndorf.

Betten, Toiletten, beide Holzlegen, alle Fenster, das Dach, die Öfen, Matratzen und das Küchenbuffet wurden erneuert.

Eines ist erfreulicherweise geblieben: Damals wie heute ist die Hütte fast jedes Wochenende belegt.

Am Samstag, 16. September 2017 konnten wir den Festgottesdienst zum 60-jährigen Jubiläum der Hütte bei sehr schlechtem Wetter in der Hütte statt an der Kapelle feiern. Die Dekane Dr. Peter Marinković (Dreieinigkeit) und Engelbert von der Lippe (Heilig Blut) hielten den Gottesdienst mit Beteiligung der Bläsergruppe Bogenhausen unter Leitung von Rudolf Forstmeier. Trotz des Wetters waren fünfunddreißig unverdrossene Wanderer aus Bogenhausen gekommen.

Nach dem Gottesdienst haben uns die Mitglieder der Bläsergruppe in der Hütte mit Leberkäs, fränkischem handgemachtem Kartoffelsalat, sowie Kaffee und Kuchen bewirtet.
Verschieden Gebrauchsgegenstände – mit dem Hütten-Emblem versehen – konnten käuflich erworben werden.

Heiner Orlamünder